Montag, 30. März 2020

Gewohnheiten

Liebe LeserInnen

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier - diesen Spruch verwenden Menschen seit Jahrzehnten. Und er stimmt. Seit drei Wochen erleben wir, wie die Spielregeln mehrmals geändert wurden. Was hat das mit Ihnen gemacht? Ein Wirtschaftsfachmann prophezeite auf DRS 1 den Verlust des Vertrauens in Wirtschaft und Politik. Wie kommen die Massnahmen bei Ihnen an?

Ich erinnerte mich in diesen Tagen oft an Tom. Mit ihm waren wir mehrmals im Kanadier auf dem Vorderrhein unterwegs. Den Fluss elegant zu überqueren war eine unserer Grundübungen. Tom liess uns den Vorderrhein auch mal mit der Kanunase nach oben überqueren. Wir fuhren also mit dem Rücken zur Strömung. "So, das machen wir, damit es euch die Synapsen mal richtig durchschüttelt!" meinte er. "Dann fahrt ihr nachher anders durch die Strömung, bekommt ein neues Gefühl für den Fluss des Wassers."

Die Synapsen wurden bei mir in den letzten Tagen heftig durchgeschüttelt. Mehr Fragen als Antworten sind in mir laut geworden. Was sich allerdings nicht verändert hat, ist mein Vertrauen in Gott. Ich habe Testfragen von Prof. Noth der Uni Bern beantwortet. Sie wollte wissen, wie Pfarrpersonen die aktuelle Krise erleben und wie sie darin stehen. Bei allen Fragen, welche die Ebene des Glaubens betreffen war mein Vertrauen genau so da, wie vor den weltweiten Veränderungen. Das gibt mir persönlich Hoffnung. Erleben Sie auch, dass Ihr Vertrauen in Gott Sie in diesen schweren Tagen trägt? Wie Sie trotz der inneren und äusseren Anspannung hoffen, dass es gut kommt?

Ich höre in Gesprächen, dass Leute darauf hoffen, dass viele in diesen Tagen und Wochen ein neues Gefühl fürs Leben entwickeln. - Wieder besser spüren, was mir und andern gut tut. Klarer erkennen, was wesentlich ist. Mehr füreinander da sein, sich mehr Zeit füreinander nehmen. Schön wäre das!

Danke fürs Lesen - und vielleicht auch für das eine und das andere Ant-Wort!

Sonja Glasbrenner