Donnerstag, 11. Juni 2020

Fuchspelznebel im Einhorn-Sternbild

Wenn Menschen die Probleme zu gross werden, hören viele den Rat, dass sie Distanz dazu gewinnen sollen. Vielleicht kennen Sie die Technik, dass man sich vorstellt, ins Weltall zu reisen und unseren schönen aber auch so gefährdeten Planeten und das eigene Leben von weitem zu betrachten. Als ich heute meinen Computer öffne, muss ich unwillkürlich an diesen Rat denken.

Ich betrachte das Bild ein zweites Mal und es scheint mir, als wäre mit einem Mal klar: In andern Teilen der Galaxie entstehen in diesen Jahren neue "Erden", neue Lebensräume, in denen Organismen hoffnungsvoll leben können. Weil ich das Bild und den Text dazu so gelungen finde, post ich es hier:



Diese Wolke aus Gas und Staub ist Nr. 273 in der Liste der H-II-Gebiete, die als Sharpless-Katalog bekannt ist. Wie so viele andere Nebel trägt auch dieser einen beliebten Namen: Fuchspelznebel. In Kombination mit der UV-Strahlung aus massiven neuen Sternen, die sich im Nebel bilden, gibt Wasserstoffgas leuchtende Farben aus. Dunkler kosmischer Staub strömt durch die Wasserstoffwolken. Die entstandene Form bewegte findige Astronomen dazu, den Nebel nach einem Pelztrend aus dem frühen 20. Jahrhundert zu benennen. Neben dem Fuchspelznebel umfasst das Einhorn-Sternbild einen weiteren beeindruckenden Himmelskörper mit einem festlichen Namen: Weihnachtsbaum-Sternhaufen.


belebte Fussgängerzonen

Langsam aber sicher finden immer mehr Menschen zu ihrem Alltagsverhalten zurück. Seit zwei Wochen sei die Kundenfrequenz wieder wie gewohnt, erklärt mir die Leiterin einer Apotheke-Drogerie heute. In der Deutschschweiz tragen viele Passanten auch keine Masken. Am 15. Juni 2020 sollen verschiedene Grenzen wieder aufgehen.

Haben die meisten den Schrecken schon überwunden?

Mich beschäftigt die Frage, welche Spuren die Coronakrise hinterlassen wird. Man hört und liest hier und dort von psychischen Schäden, die schwerer wiegen als die Infektionen. Selten liest oder hört man, dass die Anzahl der weltweit hungernden Menschen dramatisch zugenommen hat und viel mehr Menschen an Hunger sterben als vor der Krise. Solches gibt mir zu denken. Vor allem Kinder und junge Menschen sind von der Nahrungsmittelknappheit in den ärmsten Ländern betroffen.

Was beschäftigt Sie im Zusammenhang mit der Krise? Welche Aspekte geben Ihnen zu denken?
















Kind in Bangladesh, anne.xobor.de

Freitag, 29. Mai 2020

Normal

Normal - steht oben bei der Schriftart. Das Wort "normal" hat in den letzten Tagen eine neue Bedeutung bekommen, jedenfalls in meinen Ohren.

Normal ist irgendwie das, was ich gewohnt bin. Wäre ich in einer Kultur aufgewachsen, in der sich die Leute zur Begrüssung vor dem andern verneigen und dazu die Hände wie beim Beten zusammenhalten, wäre das für mich ganz normal.

Ist es jetzt normal, eine Schutzmaske zu tragen, oder doch nicht? Haben Sie sich bereits an das Bild gewöhnt?
Ist es normal, dass wir einander die Hände nicht mehr reichen zur Begrüssung? Aendert das etwas in den Beziehungen der Menschen zueinander?

Irgendwie hat das Wort "normal" etwas Technisches an sich. Meint es doch: Einer Norm entsprechend. - Als ich heute die Menschen Revue passieren lasse, die ich kenne, wird mir klar: Da entspricht keiner einer Norm. Jede und jeder hat seine Eigenheiten. Zum Glück, würde ich sagen.



Wenn ich ein Unwort des Jahres 2020 wählen dürfte, es wäre das Wort: "Neue Normalität". Ja wer sagt mir denn, was normal ist? Wer gibt eigentlich vor, was Menschen zu glauben, zu denken und zu fühlen haben?

Da regt sich in mir der reformierte Geist: Reformiert sein, selber denken!

In diesem Sinne ermutige ich jede und jeden von Ihnen, selber zu denken und zu beurteilen, was für Sie zur Norm gehört und was nicht. Und selber mitzuentscheiden, in welche Zukunft wir gehen werden.

In diesem Sinne Pfingstliche Grüsse

Ihre Pfarrerin Sonja Glasbrenner

Mittwoch, 13. Mai 2020

Meinungen

Liebe Leserin, lieber Leser

Ja, wenn wir die Wahrheit wüssten...
Ich bin ein Mensch, der Wert darauf legt, dass Aussagen mit dem, was geschehen ist, übereinstimmen, und dass der Wahrheitsgehalt einer Forschungsstudie richtig angegeben ist.
Aber wie kann das ein Laie überprüfen?

In den letzten Wochen hat mich dieses Thema ständig begleitet. Den Kritischen unter Ihnen ist es sicher auch so gegangen. Wenn wir mehr Hintergründe erfahren würden, besser informiert würden, könnten wir das, was weltweit geschieht besser einordnen.

Es gibt Menschen, die für eine transparentere Informationspolitik Mahnwachen im öffentlichen Raum halten. - Und es gibt solche, die sich über diese Menschen empören.

Auf einem blog stand eine bemerkenswerte Erkenntnis:

Jedes Ding hat drei Seiten - die Seite, die ich sehe, und die Seite, die du siehst.
Und eine Seite, die wir beide nicht sehen.



Ich fand es ermutigend, dass jemand so denkt! Wer sich bewusst ist, dass er nur eine Seite einer Entwicklung sieht, verliert an Sicherheit. Aber er kommt der Wahrheit näher.
Wer weiss, dass seine Erkenntnisfähigkeit begrenzt ist, lässt sich eher darauf ein, seinen Horizont zu erweitern.
Wer weiss, dass der andere mit demselben Recht die Sache anders sieht, wird dialogbereit.


Montag, 4. Mai 2020

Schrecken

Im Wynethaler lese ich die Zeilen eines Pfarrkollegen, der eine kleine Geschichte über den Schrecken schreibt.

Jeder Mensch hat einen Schrecken, die Menschen halten ihn sozusagen als ihr Haustier. Die einen haben einen kleinen Schrecken, andere haben einen grossen Schrecken. Es sind unansehnliche Haustiere, man könnte vor ihnen erschrecken. Und so verbergen die Menschen sie lieber voreinander. Die Schrecken begleiten die Menschen im Leben - und sie haben eine Eigenschaft: sie können nur wachsen, nicht kleiner werden. Viele Menschen tun so, als hätten sie keinen Schrecken; aber jeder weiss, dass alle ein solches Haustier bei sich haben.

Ich fand die Geschichte sehr passend zur aktuellen Lage. Durch die Massnahmen, die über Nacht eingeführt worden waren, ist einfach deutlicher als sonst sichtbar geworden, dass wir Menschen erschrecken können.

Schrecken - das ist etwas Plötzliches, auch etwas, das wieder vorbeigehen sollte. Sobald wir wissen, wer oder was uns erschreckt hat, sollte der Schrecken wieder kleiner werden. Insofern bin ich nicht ganz damit einverstanden, dass Schrecken nur wachsen können. In der Traumabehandlung geht man davon aus, dass Schrecken auch verblassen können.

Mir kommt eine Aussage von Dietrich Bonhoeffer in den Sinn. Er stellt fest, dass ein Mitmensch Angst zeigte und schreibt: Ich frage mich, ob die Angst nicht auch zu den Pudenda gehört. - Will heissen: ob man sich seiner Angst nicht schämen und sie besser verbergen sollte...

Angst scheint mir noch etwas Tiefergreifendes als Schrecken zu sein. Sie ist langwierig, kann ohne aktuellen Anlass in einer Menschenseele sein. - Wenn die Angst erkannt und benannt wird, kann man ihr begegnen. Deswegen meine ich, dass über Aengste vermehrt gesprochen werden sollte. Auch und gerade in der jetztigen Weltlage.

Der Autor der Schrecken-Geschichte meint nämlich auch: Die Menschen müssen zusehen, dass sie einen Schrecken haben - und nicht umgekehrt. Dass der Schrecken nicht zu viel Macht über ihr Leben gewinnt.

Ich wünsche Ihnen einen unerschrockenen Monat Mai!



Donnerstag, 30. April 2020

Fahrplan

Ein Zeichner aus der Ukraine hat den Wissensstand zum Coronavirus und das Wissen um den Fahrplan zu den weltweiten Massnahmen auf den Punkt gebracht:



Selbstwert

Liebe Leserin, lieber Leser

Was gibt uns Menschen unseren Wert? - Für mich eine zutiefst religiöse Fragestellung.
Heute bekam ich eine Umfrage des Herderverlags. Die Fragen zielten darauf, ob der Mensch seinen Selbstwert vor allem aus seiner Arbeitsleistung schöpft.

Jetzt, da viele nicht arbeiten können wie gewohnt, keine direkten Rückmeldungen auf ihre Arbeit bekommen, wird sichtbar, worauf sie ihren Wert gründen. Auf Anerkennung am Arbeitsplatz? Auf ihre beruflichen Leistungen?

Woraus beziehen Sie Ihren Wert? - Als Alternativen konnte man z.B. auswählen: Kontakt zur Familie, gut für sich selber sorgen, Hilfeleistungen für andere, aus meiner Beziehung zu Gott.






Mir scheint, dass in unserer Gesellschaft der Wert eines Menschen zu eng verstanden wird - zumindest unbewusst wird das vermittelt. Schulische Leistungen, sportliche Leistungen, Karriere, berufliche Leistungen.... Welche Erweiterungen des Wertes eines Menschen kommen Ihnen noch in den Sinn? - Wie wäre es  mit: Staunen können, Offenheit für die Wunder der Natur, spielerisch leicht durch den Tag gehen können, andere zum Lachen bringen, humorvoll sein, dankbar sein, sich zurücknehmen können, selbstverständlich da sein, geduldig sein, einen guten Gerechtigkeitssinn haben.... Sie finden sicher noch 100 weitere Werte...

Entlastend ist es auch, sich von Zeit zu Zeit bewusst zu werden, dass mir mein Wert von aussen zugesprochen wird. Es ist Gott selber, der mir durch seine Zuwendung und durch seine Perspektive für mich meinen Wert gibt. - Weil du wertgeachtet bis in meinen Augen...

Diese Grundlage kann uns niemand nehmen.